Mittwoch, 13. April 2011

WANTED: Kupferdieb/Börsenguru

Foto: Gabi Eder / Pixelio.de

Erst gestern ist es wieder passiert: Unbekannte haben den ÖBB auf der Südstrecke einfach mal schnell ein paar Kilometer Kupferkabel gefladert. Kein Einzelfall in der Geschichte der Bundesbahnen. Woran das liegt hat sich der ReiA angeschaut.
Als Verantwortlicher der ÖBB könnten einem angesichts dieser Diebstähle die sprichwörtlichen Kabeln herauskommen. Alleine gestern wurden über drei Kilometer Bahnkabel mit rund eineinhalb Tonnen Gewicht entwendet. Wer als erster den Plan hatte Kupferkabel zu stehlen ist nicht bekannt. Dass diese Idee der Heavy-Metal-Kriminalität allerdings bereits von vielen Kleinkriminellen abgekupfert wurde steht jedenfalls fest. Alleine in den letzten paar Jahren wurden damit rein materielle Schäden in der Höhe von mehreren hundert tausend Euro verursacht. Die betrieblichen Schäden, wie bei der ÖBB durch die Einstellung des Eisenbahnbetriebs, sind noch um etliches höher.
Kaltes Metall
Warum klaut man Kupferkabel? Ganz einfach – Kupfer ist am Rohstoffmarkt ein beliebtes und relativ hochpreisiges Industriemetall. Die angesprochenen Kupferkabel der ÖBB dienen als Erdungskabel, eine Art Blitzableiter die zwischen Bahngleis und Oberleitungen verlegt sind. Diese werden anschließend bei Altmetallhändlern zu einem guten Preis verkauft und das Geschäft ist perfekt - abgesehen davon, dass man dafür ins Gefängnis geht, wenn man erwischt wird.
Das Börse-Gen der Kupferdiebe
Derzeit kostet laut börslichen Rohstoffpreisen ein Kilo Kupfer rund 6,7€. Damit ist der Preis für das Metall auf einem Langzeit-Höchststand. Das macht den Diebstahl von Kupfer attraktiv – nicht nur in der Theorie sondern auch in der Praxis wie ein kurzer Blick in die Vergangenheit beweist. Im Jahr 2008 rangierte der Kupferpreis bis Oktober um die 5,5€. Dann folgte ein brachialer Einbruch um fast 63% auf nur mehr 2€ pro Kilo im Jänner 2009. Während 2008 laut österreichischer Kriminalstatistik noch 1147 Fälle von Metalldiebstahl angezeigt wurden, waren es im Jahr 2009, wohl wegen des niedrigen Börsenkurses für Kupfer, nur 443. Erstaunlicherweise entspricht dieser Rückgang rund 62% - also fast exakt dem Wert des Rückgangs des Kupferpreises. Im Jahr 2010 waren es dann wieder stolze 1269 Diebstähle (+186%) – während der Kupferpreis im Jahr um die 5,75€ pro Kilo bewegte (+ 187%). Es scheint fast als hätten die Diebesbanden einen Börsenguru, der Ihnen sagt, wann es sich lohnt, Kupfer zu stehlen. Die Zahlen sind jedenfalls verblüffend.
Der Tod steckt im Detail
Ganz ungefährlich ist die Geschichte freilich nicht. Bereits mehrere Todesopfer habe es in der Geschichte gegeben, erzählt uns Herbert Ofner, Pressesprecher der ÖBB. Bei unvorsichtigen Dieben sei es schon des Öfteren vorgekommen, dass sie sich beim Stehlen der Kabel zu Tode elektrisiert hätten. Trotzdem gehen viele das Risiko ein, vor allem Ungarn, die im Burgenland und der Oststeiermark zuschlagen. Denn noch lohnt sich das Geschäft. Aber wie lange noch?
Gegenzug
Die ÖBB haben sich angesichts des Problems jedenfalls schon einiges überlegt um den Kupferdieben zukünftig die Suppe zu versalzen. So soll es laut Ofner UV-Codes und spezielle Sprays auf den Kabeln geben. Diese können dann von der Polizei bei Routinekontrollen leicht identifiziert und beschlagnahmt werden. Des Weiteren wird überlegt, das teure Kupfer durch billigere Legierungen wie Nirosta-Stahl oder Ähnlichen zu ersetzen, um so den Anreiz für Kabeldiebstahl zu vermindern. Ob das funktioniert und der Plan der ÖBB schon in naher Zukunft auf Schiene geht oder ob die Metalldiebe sich weiterhin mit rötlichem Kupfer eine goldene Nase verdienen, werden die nächsten Monate zeigen.

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