Mittwoch, 30. März 2011

Kostenfalle Online-Shopping

Foto: Danilo Rizzuti / http://www.freedigitalphotos.net/


Im Internet einzukaufen ist längst üblich. Bequem werden per Mausklick beinahe alle Dinge des täglichen Ge- und Verbrauchs geordert. So manches Schnäppchen kann aber einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Der ReiA hat mal recherchiert.

Drei, zwei, eins - meins. Mit diesem Werbeslogan wurde die Internet-Plattform Ebay bekannt. Das Online-Auktionshaus, bei dem von Neuwaren bis zu Dachbodenramsch alles vertickt wird, was auch nur ein paar Cent wert sein könnte, ist aber längst nicht die einzige Adresse für Online-Shopping. Was aber so einfach und günstig aussieht, kann in manchen Fällen ein teurer Spaß werden.

Ein Häppchen vom Schnäppchen

Wer online einkauft muss sich einer Sache bewusst sein: Die EU bringt große Vorteile. Fast alles, (Alkohol, Zigaretten, Parfums und gesetzeswidrige bzw. kriegs- und gewaltverherrlichende Güter ausgenommen) was innerhalb des EU-Raumes bestellt wird, kommt zum vereinbarten Preis inklusive Versandspesen direkt an die Haustür. Teuer werden kann es aber, wenn man zum Beispiel auf Ebay das eine oder andere Schnäppchen aus einem sogenannten "Drittland" - also einem Land außerhalb der EU - ordert. Egal ob Amerika, Asien oder Afrika: Das scheinbar günstige Angebot kann sich als Budgetbelaster herausstellen. Grund dafür ist der österreichische Zoll und die österreichische Post. Die holen sich nämlich gnadenlos ihr Häppchen vom Schnäppchen. Und das kann oft ein ganz schöner Bissen sein.

Der Hund im Hunderter

Bei einem angenommenen Gesamtwert (Warenwert + Versandspesen) von 100€ wären das, je nach Artikel, zwischen 19% und 21% Einfuhrumsatzsteuer. Zusätzlich vergönnt sich die österreichische Post noch ein Entgelt von zwölf Euro für die "Verwaltungsaufwendungen" rund um die vom Zollamt übernommene Sendung. Macht also aus dem 100€-Schnäppchen ein bis zu 133€ teures Packerl - ein Drittel mehr als der ursprüngliche Preis.

Ab einem Warenwert von 150€ kommt zusätzlich ein Zoll auf den Gesamtwert der Sendung. Dieser liegt im Normalfall bei 3,5%  - 5%. Auf Gesamtwert plus Zoll wird dann erneut die bereits erwähnte Einfuhrumsatzsteuer aufgerechnet.

In Zahlen bedeutet das, dass aus 150€ durch den Zoll 157,5€ werden. Auf diese 157,5€ werden dann die bis zu 21% Einfuhrumsatzsteuer angerechnet. Das ergibt dann schon rund 190,6€. Dazu dann noch die obligatorische Abgabe an die Post macht einen Endpreis von 202,6€. In unserem Beispiel werden also durch die Abgaben aus 150€ satte 202,6€. Ein erheblicher Unterschied.

Wenn wenig, dann lieber nix

Einzige Ausnahme der Einfuhrumsatzsteuer- und Zollregelungen sind Sendungen mit einem Gesamtwert
von unter 22. Diese Sendungen sind abgabenfrei und entgehen dadurch auch der obligaten Abgabe für die Post, die in Österreich zur Aufbesserung der Porto-Kasse eingehoben wird. Üblich ist dieses Vorgehen nämlich nicht, wie ein Blick zum Nachbar Deutschland zeigt: Dort verlangt die Post keinen Cent für diesen Dienst.

Vorsicht beim Shoppen

Wer ausschließlich aus Österreich und der EU kauft, kann in Shoppinglaune weiterhin beruhigt zu Maus und Keyboard greifen. Wer aber gerne extravagante Güter aus Drittstaaten haben will, sollte sich über die finanziellen Folgen bewusst sein bevor er den letzten Bestätigungsklick abgibt. Nur so ist gewährleistet, dass der Versteigerungscountdown nicht zur finanziellen Zeitbombe wird.

Dienstag, 29. März 2011

Im Rausch der Provision: Lebensversicherungen - Die rentabelste Anlageform für Ihren Finanzberater

Foto: Claudia Hautumm/Pixelio.de

Riesige Erträge, völlig ohne Risiko aber selbstverständlich mit perfektem Schutz für alle Fälle. Finanzberater versprechen das Blaue vom Himmel herunter um Ihre Produkte an den Mann und an die Frau zu bringen, denn: Die Provisionierung liegt bei bis zu horrenden 8% der gesamten Prämiensumme.  

„Wo ist eigentlich mein Geld?“ Das fragen sich viele Besitzer der rund 8 Millionen Lebensversicherungspolizzen in Österreich, denn Lebensversicherungen sind ein Breitenprodukt. Direkt nach Sparbuch und Bausparer sind Sie die häufigste Anlageform in der Alpenrepublik. Was am Anfang wunderschön aussieht und ein angenehmes Gefühl der Absicherung verleiht, löst sich aber in vielen Fällen schon bald in Unverständnis auf – und das ist vorerst auch das beste daran.

Schlimmer geht’s immer
Nach der Unverständnis-Phase kommt nämlich die Verständnis-Phase und die ist meistens zwischen wirklich schmerzhaft und brutal angesiedelt. Die Investition in das oft als finanztechnisches Non-Plus-Ultra präsentierte Produkt entpuppt sich sehr oft als eine der größten Provisionsfallen seit Erfindung der Finanzdienstleistung.
Laut dem Spezialisten der Arbeiterkammer, Christian Prantner, ist im besten Fall davon auszugehen, dass von jedem Euro 80 Cent zur effektiven Veranlagung genützt werden. Von dem einbezahlten Geld kommt nämlich ein recht happiges Eck zu unterschiedlich großen Teilen an den Vermittler und die Versicherungsgesellschaft. Abschlusskosten, Verwaltungskosten, Risikoprämie und Co. fressen also einen erheblichen Teil des Geldes schon auf, bevor dieses Kapital überhaupt für den Versicherten arbeiten kann. Aber diese 80 Cent Daumenregel gilt bei weitem nicht für alle Anbieter.

Keine Kosten und Mühen des Kunden gescheut
Ein Kunde der Aspecta Lebensversicherungs AG (mittlerweile Teil der HDI-Gerling) etwa hat nach 4 Jahren mehr als 3400€ in seine fondsgebundene Lebensversicherung gebuttert. Aktuelles Fondsvermögen: 506€. Oder anders ausgedrückt: eine Performance von rund minus 85%. Nur 15% des einbezahlten Geldes sind noch da. Eine transparente Kostenaufstellung wird dem Versicherungsnehmer vom Versicherer verweigert. Ohne Grund. Der Anwalt muss die Dinge in die Hand nehmen.

Kampf gegen Windmühlen
Mit Anwälten dürfte man in der Branche aber öfter zu tun haben, denn: Der Arbeiterkammer und dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) sind die teils völlig undurchsichtigen Paragraphendschungel in den Versicherungspolizzen ein Dorn im Auge. Vor allem hohe Abschlusskosten (zu denen auch die satten Prämien der Vermittler zählen) würden dem Kunden nicht transparent dargelegt. VKI-Spezialist Thomas Hirmke, der sich seit geraumer Zeit mit diesen Themen beschäftigt erzählt: „Es gab für die Aspecta Lebensversicherungs AG bereits ein Urteil des OGH (Obersten Gerichtshofs Anm.) in dem die Klausel für die Abschlusskosten für gesetzeswidrig erkannt worden ist.“  Wirklich gebracht habe das ganze aber anscheinend noch nichts. Bei der Arbeiterkammer und dem VKI stapeln sich die Beschwerden von Enttäuschten und Hilfesuchenden noch immer in schwindelnde Höhen.

Licht am Ende des Tunnels?
„Wir wünschen uns einen Beipackzettel wie für ein Medikament. Da soll alles draufstehen was dieses Produkt betrifft – inklusive der Nebenwirkungen“, erzählt Prantner von der Arbeiterkammer im Gespräch. Für das Jahr 2011 kündigt er einen verstärkten Fokus der AK auf Aufklärung im Bereich der Lebensversicherungen an. „Wir haben auch Grund zur Annahme, dass viele dieser Polizzen nur wegen der guten Provisionierung vertrieben werden.“

Schein und sein
Abgesehen von den hohen Kosten, sind die Erträge bei klassischen Lebensversicherungen auch sehr gering. Die Zinssätze mit denen geworben wird sind laut AK-Experte Prantner zumeist
1.       Viel zu positiv gedacht
2.       Brutto Zinssätze – das bedeutet, dass in den Betrag die Kosten nicht eingerechnet sind
3.       die erwarteten jährlichen Anlageergebnisse, die aber auch nur zu einem Teil an den Kunden weitergegeben werden.
So schrumpft auf der anschaulichen Beispielrechnung von Prantner ein stattlicher Zinssatz von 4,25% p.a., trotz der langen Laufzeit von 35 Jahren, auf eine Netto-Rendite von rund 1,5% p.a. zusammen. „Viele wissen das nicht und sind im Nachhinein von den Produkten schwer enttäuscht“, so Prantner.

Provisionen: Alte Habits – neue Wege: Wie’s in der Finanzwelt weitergehen könnte
Für viele ist sie bereits veraltet. Trotzdem ist sie nach wie vor tief im System verwurzelt. Die Vermittlungsprovision. Diese Wurzel vielen Übels bekommt es aber mit einigen „Frühlingsblühern“ zu tun. Neue Ideen und transparentere Abläufe werden immer populärer. Constantin Veyder-Malberg, Vorstand der Capital Bank, will mit der Unart der Provision für den Vermittler endlich aufgeräumt wissen. Darum geht er mit seiner Bank einen gänzlich neuen Weg.  Das simple Konzept: Der Glaube an sich selbst. Die Finanzberatung durch das Team der Capital Bank erfolgt kostenlos. Weder ein Honorar noch eine versteckte Provision kommt der Bank zu Gute. „Wir wollen erst dann etwas mit unserer Beratung verdienen, wenn Sie erfolgreich war. Wenn ein Gewinn da ist, dann bekommen wir im Nachhinein einen Prozentsatz abgerechnet. Wir verdienen also mit dem Kunden gemeinsam und nicht auf seine Kosten“, sagte Veyder-Malberg im Eco-Interview. Logisch, aber trotzdem eher die Ausnahme, ist die Möglichkeit sich im Voraus ein fixes Honorar für die Beratungstätigkeit auszumachen. Somit hat der Kunde zwar sofort Kosten und muss sich auf die Einschätzung des Finanzexperten verlassen, aber letzterer kann dafür wirklich unabhängig beraten, da der Provisionstrieb wegfällt.

Das letzte Muh der goldenen Kuh
Noch ist die Finanzdienstleistungsbranche eine goldene Provisionskuh. Sollte sich aber auf nationaler und europäischer Ebene die politische Grundlage verändern, so droht der goldenen Kuh auf mittlere bis lange Frist eine gnadenlose Schlachtung. Denn dann entscheidet die Qualität – nicht die Quantität - der Leistung über die mehr oder minder fürstliche Anmutung des Gehalts. So könnten Kunden sich am Ende vielleicht doch noch die Frage nach dem Verbleib Ihres Geldes beantworten.

Freitag, 25. März 2011

AKW ade oder nichts neues für Erneuerbare?

Bild: Gerd Altmann/Pixelio.de


Nach der Tragödie von Fukushima stellt sich die Frage wie die Zukunft der weltweiten Energiegewinnung aussehen soll. Zwischen Atommüll und CO2-Emissionen winkt, unabhängig vom Ausgang der politsichen Diskussion, wohl nur ein energiegewinnlerischer Phyrrus-Sieg.

Supergau, Verstrahlung, Fallout. Die angsteinflößenden Realitäten, die sich hinter diesen Begriffen verbergen sind der ganzen Welt seit kurzem wohl bekannter als je zuvor. Japan, die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, wird von einem Erdbeben erschüttert. Wenig später verwüstet ein Tsunami mit bis zu 14 Metern Höhe die Nordostküste des hochentwickelten Industrielandes. So beginnt die Tragödie des AKW Fukushima und mit ihr eine neue weltweite Energiedebatte.

Was in Fukushima passiert ist, weiß heute jeder, der sich nicht völlig von Nachrichten abgeschottet hat. Was in Zukunft aber passieren wird ist unklar. Auf der einen Seite bildete sich unter dem Motto "Wir haben's immer schon gewusst" eine stetig größer werdende Anti-AKW-Bewegung. Auf der anderen Seite sprechen sogenannte Stimmen der Vernunft davon, dass man keine voreiligen Entscheidungen gegen die friedliche Nutzung von Kernenergie - den Motor der Entwicklung - treffen sollte.

Was tun?

Zwar hat die gesamte Welt wieder begonnen über Atomenergie nachzudenken, von einem Umdenken ist man aber noch weit entfernt, zumal es wohl auch an annehmbaren Alternativen mangelt. China, aufstrebende Volkswirtschaft, wollte bis zu jetzt die Atomenergie erheblich ausbauen. Davon wird der sich erhebende Wirtschaftsdrache wohl auch trotz kurzfristiger Bremsung, nicht abzubringen sein. Kohlekraftwerke, die bis jetzt den Großteil der chinesischen Energie geliefert hatten, pulvern tonnenweise CO2 in die Luft. Der Umstieg auf Atommeiler wiederum ist mit dem Endlagerstättenproblem und dem ständigen Risiko eines Unfalls behaftet. Quo Vadis?

Next Gen AKW oder doch Wind- Wasser- und Solarenergie?

Bisher unerwähnt in der Atomdebatte zeigt sich der Punkt der technischen Entwicklung in der atomaren Energiegewinnung. Fukushima, Isar oder Zwentendorf. Japan, Deutschland oder Österreich. Völlig egal, denn die Bauarten dieser Siedereaktoren sind alle gleich. Trotzdem haben sie nichts mehr mit den aktuellen Entwicklungen und Plänen zu tun. So sollen Atomkraftwerke der sogenannten Generation 4 ab 2045 voll einsatzbereit sein. Seit 2003 sponsert die EURATOM dieses von zehn Nationen getragene Forschungsprojekt. Unter Ihnen natürlich Frankreich, Japan, Großbritannien und die USA. Die Befürchtungen, dass diese neuen Reaktortypen, die sowohl sicherer als auch wirtschaftlicher sein sollen, jetzt nicht fertig entwickelt werden muss man realistischerweise aber als gering bezeichnen. Zu stark ist die Atom-Lobby. Was wären auch die Alternativen? Ganz klar ist das für alle Anhänger von erneuerbaren Energieformen. Vor allem die Photovoltaik - also die Energiegewinnung durch Sonnenstrahlung - hat riesige Entwicklungsschritte im Bereich von Ertrag und Wirtschaftlichkeit gemacht und könnte erhebliche Mengen an Energie liefern. Know-How, zum Beispiel aus Deutschland, und billige Arbeitskraft aus China und Indien könnten innerhalb kurzer Zeit enorme Mengen an Solarzellen produzieren. Auch Wind-, Wasser- und Gezeitenkraftwerke könnten ausgebaut werden. Das Problem an der Sache: Der Ertrag von einem Atomkraftwerk (1200 Megawatt) entspricht dem von rund 200 modernen Windrädern (je 6 Megawatt) .

Börsengeplänkel

Die neu entfachten Energiediskussionen waren auch an den Börsen deutlich zu spüren. So explodierte die Aktie des schwer angeschlagenen deutschen Solarzellen-Unternehmens Conergy innerhalb von kurzer Zeit von 29 auf 90 Cent - das entspricht über 200%. Ähnlich erging es anderen Unternehmen aus der alternativen Energiebranche. Mittlerweile ist dieses Stohfeuer aber abgebrannt, nachdem die internationale Politik sich nicht eindeutig von der Atomenergie distanziert hatte.

Strahlende Aussichten

Es bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse bei den europa- und vielleicht auch weltweiten AKW-Stresstests herauskommen, beziehungsweise welche veröffentlicht werden. Sollte es aber keine groben Mängel, Fehler und Gebrechen geben, so werden wir wohl auch weiterhin in eine strahlende Zukunft blicken.

Hol's der ReiA